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Inforeihe Verhütung: Teil 2- NFP- Natürliche Familienplanung

Aug. 12, 2019

#Healthfact

NFP-nach Sensiplan  (Natürliche Familienplanung)

Vorteile: Meine Lieblingsverhütungsmethode, denn sie ist sicher, vollkommen natürlich, nebenwirkungsfrei und man lernt seinen Körper kennen. 

Nachteile: Man braucht ein bisschen Disziplin und muss sich, zu Beginn, das Regelwerk gut aneignen. Zudem benötigt es mindestens 3 Monate „Übungsphase“

Im Folgenden spreche ich ausschließlich von NFP nach Sensiplan, denn es gibt verschiedene Methoden die dieser ähneln, jedoch meist weniger sicher bzw. weniger erforscht sind. 
Hinweis: Die Inforeihe soll nur einen kleinen Einblick in die Verhütung mit NFP nach Sensiplan geben. Um sicher damit zu verhüten, muss man sich allerdings tiefer in die Materie einarbeiten. 

2.1: Die Grundlage von NFP
2.2: Beobachtung der Temperatur
2.3: Beobachtung des Zervixschleims
2.4: Beobachtung des Muttermundes
2.5: Auswertung & Sicherheit
2.6: Störfaktoren
2.7: Ich möchte NFP nach Sensiplan lernen. Wie gehe ich jetzt vor?


Teil 2.1: Die Grundlage von NFP
Die NFP-Methode eignet sich sowohl zum Verhüten, als auch zur Bestimmung der fruchtbaren Tage, wenn man einen Kinderwunsch hat. 
Frauen sind nur an bestimmten Tagen während ihres Zyklus fruchtbar. Genau genommen sind es sechs Tage, fünf Tage vor dem Eisprung und an einem danach. 
Während des Eisprungs wandert die unbefruchtete Eizelle in den Eileiter, wo sie dann gegebenenfalls von einer Samenzelle befruchtet werden kann. Geschieht dies nicht stirbt die Eizelle innerhalb eines Tages ab. Spermien können allerdings bis zu (in Ausnahmefällen) fünf Tagen in der weiblichen Gebärmutter überleben. Daher kann also ungeschützter Sex, an den Tagen vor dem Eisprung und an einem Tag danach, zu einer Schwangerschaft führen.

Woher wissen wir ob wir gerade fruchtbar sind? 
Tatsächlich brauchen wir dafür keine Testgeräte, sondern können das ganz alleine beobachten. Bei NFP nach Sensiplan gibt es drei Merkmale mit Aussagekraft über die aktuelle Zyklusphase. Davon müssen zwei täglich beobachtet werden um mit Sicherheit feststellen zu können ob man gerade in der fruchtbaren Phase ist, oder nicht. 
Merkmale der fruchtbaren Tage: 
1. Temperatur
2. Zervixschleim
3. Muttermund

Teil 2.2:Merkmale der fruchtbaren Tage:
Beobachtung der Temperatur: 
Es wird mit der Basaltemperatur gearbeitet. Damit ist die Temperatur direkt nach dem Aufwachen gemeint. Sie muss täglich, vor dem Aufstehen, drei Minuten lang gemessen werden. Also am besten legt man sich neben das Bett ein Thermometer und schnell hat man im Messen eine Routine entwickelt.
Es kann oral oder vaginal gemessen werden. Das macht keinen Unterschied, nur hat man sich für einen Messort entschieden, sollte man für den Zyklus unbedingt dabei bleiben. Wichtig ist, dass man ein Thermometer wählt, welches zwei Stellen nach dem Komma hat und drei Minuten lang misst. Es gibt extra NFP Thermometer die diese Kriterien erfüllen und es gibt sogar welche, die die Temperatur über Bluetooth direkt auf eine App senden, sodass man seinen Zyklus immer im Smartphone einsehen kann. Wenn man sich gegen die „Deluxe“ Variante entscheidet, kann man die Temperatur einfach handschriftlich auf dem Zyklusblatt vermerken. (Zyklusblatt-Beispiel lade ich euch hoch).
Warum ist die Temperatur überhaupt wichtig? 
Nach dem Eisprung hinterlässt die Eizelle einen Gelbkörper im Eierstock. Dieser bildet das Progesteron, welches das vorherrschende Hormon in der zweiten Zyklushälfte und für eine Temperaturerhöhung verantwortlich ist. 
Im Klartext bedeutet das, das man anhand der Temperaturkurve den Eisprung erkennt. 

Teil 2.3: Merkmale der fruchtbaren Tage: 
Beobachtung des Zervixschleim

Der Zervixschleim (Zervix=Gebärmutterhals/Muttermund) verändert sich im Laufe des weiblichen Zyklus. Während der fruchtbaren Tage ist der Schleim besonders reichlich vorhanden, spinnbar und eher dünnflüssig (Am ehesten vergleichbar ist die Konsistenz mit dem Eiklar / Eiweiß vom Hühnerei). Das hat den Grund, dass der Körper in der fruchtbaren Phase ein besonders spermienfreundliches Milieu schaffen möchte. In diesem Schleim fühlen die Spermien sich nämlich besonders wohl und können optimal zur Gebärmutter weitergeleitet werden. An anderen Tagen im Zyklus ist der Schleim evtl. gar nicht vorhanden oder trocken, dicklich und unelastisch. 
Um den Zervixschleim für die Verhütung mit NFP zu verwenden, muss man täglich auf die aktuelle Schleimqualität achten. Zum einen zählt das Gefühl im Tagesverlauf: Fühlt es sich feucht oder trocken an ? Zudem beobachtet man das Aussehen und zuletzt kann man mit den Fingern oder dem Toilettenpapier auf Spinnbarkeit und Elastizität testen. Das kann ganz einfach mit dem Toilettengang verbunden werden. Nach Sensiplan gibt es folgende Kritieren zur Beurteilung, mit zugehörigen Kürzeln, zum Notieren auf dem Zyklusblatt oder in der App. 

∅ = Nichts zu fühlen & nichts zu sehen
t= trockenes, raues Gefühl & nichts zu sehen
f= feuchtes Gefühl & nichts zu sehen
S=feuchtes oder kein Gefühl & dicklicher, klebriger, zäher, weißlicher, nicht spinnbarer Schleim 
S+= feuchtes Gefühl & transparenter, evtl. leicht rötlicher, spinnbarer „eiweißartiger“ oder dünnflüssiger Schleim
S+= nass, rutschig, glitschiges Gefühl UND / ODER  transparenter, evtl. leicht rötlicher, spinnbarer „eiweißartiger“ oder dünnflüssiger Schleim

Zu Beginn ist es für einige Frauen befremdlich sich mit ihrem Zervixschleim auseinander zu setzen. Zudem braucht man auch ein wenig Übung, den Schleim den genannten Kriterien zu zu ordnen. Wenn man es aber mal eine Weile macht, stellt man deutlich die Unterschiede fest und es passiert  ganz nebenbei im Alltag.
Und nicht aufgeben wenn ihr es mal ein paar Tage ausprobiert und nichts merkt oder seht! Wahrscheinlich steckt ihr gerade der unfruchtbaren Zyklusphase. 

Teil 2.4: Merkmale der fruchtbaren Tage: 
Beobachtung des Muttermundes
Auch der Muttermund unterliegt den Schwankungen unseres Hormonsystems. Während der unfruchtbaren Zeit ist er fest, verschlossen und liegt weit unten. Er soll die Gebärmutter nun vor „Eindringlingen“ schützen. Erst wenn es in Richtung Eisprung geht, wird er weicher und öffnet sich teilweise. Zum Zeit des Eisprungs ist er dann vollständig geöffnet und liegt weiter oben, als zu der unfruchtbaren Zeit, so dass die Spermien freien Zugang haben. 

Teil 2.5: Auswertung & Sicherheit 

Wenn man mit einer App arbeitet, zeigt diese anhand der eingegeben Merkmale, ganz komfortabel, an ob man gerade fruchtbar oder unfruchtbar ist. Trotzdem sollte man wissen wie man ein Zyklusblatt auswertet, denn auch Computer können mal Fehler machen und blindes Vertrauen ist bei dem Thema Verhütung fehl am Platz. 
Wie genau man ein Zyklusblatt auswertet, würde jetzt für die Inforeihe zu weit gehen. Ich hänge euch Tipps an, wo ihr euch schlau machen könnt. 

Nun zum Thema Sicherheit. Das größte Vorurteil gegenüber NFP nach Sensiplan ist, dass es nicht sicher ist. Wahrscheinlich kommt das auch daher, dass es andere Methoden gibt die dieser auf dem ersten Blick ähneln, aber viel unsicherer sind. Bekannt ist zum Beispiel die „Kalendermethode“, wo die fruchtbaren Tage nur anhand von der Annahme eines Durchschnittszyklus, von 28 Tagen, mit dem Eisprung immer am 14. Tag, ausgerechnet werden. Offensichtlich, das das nicht funktionieren kann, denn welche Frau passt schon genau in den Durchschnitt? 
Andere Methoden beruhen auf der Auswertung von nur einem Merkmal. Also z.B. nur der Temperatur. Auch das ist wesentlich unsicherer, als bei NFP nach Sensiplan, wo zwei Merkmale beobachtet werden. 

Ein anderer Grund, dass sich das Vorurteil hält, NFP sei nicht sicher, ist wohl, dass wir nicht mehr auf unsere Körpersignale vertrauen. Wie kann es sein, dass wir eher einer im Labor hergestellten Pille vertrauen als den deutlichen Signalen unseres Körpers?

Auch der Pearl-index (habe ich in „Teil 1.3: Wie sicher ist die Pille?“ erklärt) zeigt, dass NFP nach Sensiplan mit hormoneller Verhütung durchaus mithalten kann. Die Methodensicherheit liegt bei 0,4 (Die der Pille bei 0,3). Die Gebrauchssicherheit hängt bei NFP stark davon ab wie gut sich die Frau vorher eingearbeitet hat und die Methode beherrscht. Bei guter Einarbeitung, wird die Gebrauchssicherheit mit 5 angegeben. (Die der Pille mit 8). 

2.6: Störfaktoren

Da der Körper natürlich keine immer gleich laufende Maschine ist, kann es passieren, dass äußere Einflüsse die Merkmale Temperatur, Zervixschleim und Muttermund beeinflussen. Zu Beginn muss man raus finden auf welche Faktoren der eigene Körper reagiert. Zum Beispiel können Alkoholkonsum, Medikamenteneinnahme, Reisen, schlechter Schlaf oder viel Stress Störfaktoren sein. Wenn man einen Störfaktor als solchen wahrnimmt, kann man den Wert auf dem Zyklusblatt ausklammern, so dass der Zyklus ohne diesen Tag ausgewertet wird. 

2.7: Ich möchte NFP nach Sensiplan lernen. Wie gehe ich jetzt vor?
*Dieser Teil enthält unbezahlte Werbung 

Die beste Variante ist es, zu einer NFP-Beraterin zu gehen. Hier wirst du ganz individuell beraten und informiert. 
NFP-Beraterinnen findet ihr z.B. hier: 
https://www.nfp-online.com/?page_id=4074

Eine andere Möglichkeit ist es sich gut einzulesen. 
Meine Buchtipps: 

Das Standartwerk von der Arbeitsgruppe NFP: 
„Natürlich und sicher – Das Praxisbuch“ (Trias Verlag) 
Dazu gibt es „Das Arbeitsheft“ um ganz praktisch loslegen zu können. 

Ein ganz tolles Buch, von einer hervorragenden Gynäkologin geschrieben, ist:
„Natürlich verhüten“ von Dr. Med. Dorothee Struck. Und wer gerne gaaanz viel Wissenswertes über hormonfreie Verhüten lesen möchte, der ist sicher mit ihrem
Buch „Verhüten ohne Hormone- Alternative zu Pille & Co“ gut beraten. 


Zudem gibt es ein super Projekt namens „GenerationPille“ (www.generation-pille.com). Da findet ihr einen wunderbaren Blog und auch einen Podcast, rund um die Verhütung und Frauengesundheit.
Isabel Morelli, eine der Autorinnen von GenerationPille bringt bald ein Buch raus „Hormonfrei verhüten – mit natürlicher Familienplanung NFP (Vorbestellbar auf Amazon) und auch einen Online Kurs zu dem Thema. Auch dieser ist gerade schon, zum Pre-Sale Preis, buchbar. (https://nfp-online-lernen.de/) 

Auf Instagram gibt es auch einige Frauen die immer wieder tolle Beiträge zum Thema NFP schreiben. Folgt z.B. @undtschuesshormone und @unterwegs.mit.sensiplan für spannende Info´s.

An Apps gibt es einige sehr gute, aber leider noch viel mehr schlechte. 
Achtet darauf, dass die wirklich nach NFP NACH SENSIPLAN arbeiten. Empfehlenswerte Apps, die mir bekannt sind, sind „mynfp“ und „Ovy NFP Zykluskalender“. 
Ihr könnt aber auch einfach eure Daten handschriftlich auf ein Zyklusblatt eintragen.
Zum download findet ihr das hier: 
https://www.sensiplan-im-netz.de/?page_id=32

Es gibt verschiedene Varianten von Thermometern. Ihr könnt das Günstigste nehmen, vorausgesetzt es misst zwei Stellen nach dem Komma und kann 3 Minuten messen. Es gibt aber auch extra NFP Thermometer. Besonders komfortabel, aber wesentlich preis-intensiver, sind Bluetooth-Thermometer z.B. von Ovy (https://ovyapp.com/products/bluetooth-basalthermometer).
Entscheidet einfach selbst, was euch da zusagt. 

Hinweis: Die Inforeihe soll nur einen kleinen Einblick in die Verhütung mit NFP nach Sensiplan geben. Um sicher damit zu verhüten, muss man sich allerdings tiefer in die Materie einarbeiten. 


von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
* In Kooperation mit Sina Hellinger - Naturheilpraxis Hellinger
von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
Der Mensch und die Natur sind zyklische Wesen. So verläuft jeder Tag im Morgen-, Mittag-, Abend- und Nachtzyklus. Jede Mondphase mit zunehmenden Mond, Vollmond, abnehmenden Mond und Neumond. Jedes Jahr mit Frühling, Sommer, Herbst und Winter. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ 🌷‌Die erste Zyklushälfte bezeichnen wir als Frühling. Hier ist es oft so, dass wir neue Projekte beginnen wollen, voller Motivation sind und gern neue Kontakte knüpfen. Der erhöhte Östrogen Spiegel bewirkt den Aufbau unserer Gebärmutterschleimhaut und auch psychisch befinden wir uns in einer Wachstumsphase. ⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ☀️Während der fruchtbaren Zeit, also um den Eisprung rum, ist der Sommer. Oft fühlen wir uns dann besonders wohl in unserem Korper, flirten gerne und haben vermehrt Lust auf Sex. Spaß und Sport stehen jetzt ganz hoch im Kurs. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ 🍁Die zweite Zyklushälfte vergleichen wir mit dem Herbst. Wir fahren runter, schlafen mehr, mögen es kuschelig, sind kreativer und besonders emphatisch. ⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ❄️Die Zeit der Menstruation ist der Winter. Hier möchten sich die meisten Frauen zurück ziehen. Wie regenerieren und reinigen uns. Hier sollten wir auf unsere Intuition hören und auch Mal zulassen, dass uns gerade nicht nach vielen Kontakten oder Partys ist. ____________________________________ 🌱Findest du dich darin wieder?
von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
1# bisher mehr als 200 verschiedene Inhaltsstoffe nachgewiesen 2# besteht zu 99% aus Wasser 3# soll antientzündlich, antibakteriell, antiviral, feuchtigkeitsspendend und wundheilend wirken 4# die wildlebende Pflanze kann monatelang ohne Regen auskommen 5# das Gel kann äußerlich und innerlich eingesetzt werden, als Tinktur, Salbe, Tee (innerliche Anwendung bitte nur in medizinischer Begleitung) Du kannst die Aloe Vera Pflanze ganz einfach zuhause im Topf züchten. Bei Bedarf schneidest du einen Teil (am besten ein ganzes Blatt) der Pflanze ab und nutzt das Gel im Inneren des Blattes. Tipp: den Rest des Blattes kannst du ein paar Tage im Kühlschrank aufbewahren. Schon mal ausprobiert? :)
von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
Ernährung, Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Elternsein... in vielen Dingen streben wir nach dem „Perfekten“. Die Ernährung sollte biologisch, saisonal, regional, Fairtrade, vegetarisch/vegan, gesund, vollwertig, gluten- & laktosefrei und nicht in Plastik verpackt sein. Ja, ein erstrebenswertes Ziel, aber umsetzbar? Es gibt sicherlich einige Menschen die es schaffen diese Sachen umzusetzen, aber das erfordert Zeit, Energie, Motivation und Disziplin. Meiner Meinung nach führen auch kleine Schritte zum Erfolg und damit sollte man beginnen. Nicht von heute auf morgen alles versuchen umzustellen, um dann doch zu scheitern, sondern nach und nach schauen was jetzt gerade möglich ist! Wie oft habe ich schon Sätze gehört wie: „Naja Person X lebt zwar vegetarisch aber fliegt ständig mit dem Flugzeug in den Urlaub“ oder „Person Y nimmt ja das E-Bike zur Arbeit, der Nachhaltigkeit wegen, benutzt aber Kaffeekapseln“. Ja, „perfekt“ ist das nicht, aber ich finde jeden einzelnen Schritt toll, den jemand macht- für seine Gesundheit, für die Umwelt, für den Tierschutz oder sonstigen Zielen dieser Art. Muss man sich als Eltern schlecht fühlen wenn man Wegwerfwindeln statt Stoffwindeln benutzt? Wenn man Gläschen gibt anstatt jeden Tag selber zu kochen? Ist es verwerflich Bio-Tomaten in Plastik verpackt zu kaufen? Den perfekten Menschen gibt es nicht. Wir sollten uns gegenseitig unterstützen und inspirieren anstatt radikal zu denken. Fühlt euch gut für das was ihr schafft und nicht schuldig für Dinge die ihr noch nicht erreicht habt. Mein Tipp: Denkt jeden Sonntag Abend drüber nach was ihr in dieser Woche ändern könnt. Das kann eine Kleinigkeit sein, wie z.B. eine Holzzahnbürste zu kaufen, Jutebeutel mit zum einkaufen zu nehmen oder im Bio- / Unverpacktladen einzukaufen. Am nächsten Sonntag reflektiert ihr wie umsetzbar das war und ob ihr das so weiter machen wollt / könnt. Und formuliert ein nächstes Ziel. Manchmal stehen aber auch andere Sachen im Leben an und es passt gerade nicht, dann ist das auch ok.
von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
-Südafrika 2012- Endlich angekommen. Ob ich überhaupt fliegen kann, stand bis kurz vor Abreise nicht fest, hatte ich mir nämlich kurz zuvor einen fiesen Infekt im asiatischen Ausland geholt und durfte ein paar Tage in Quarantäne verbringen. Glücklicherweise doch kein Malaria, Hepatitis oder ähnliches. Aufregend und nervenaufreibend. Am Flughafen werde ich von einem Mitarbeiter der Universität, an der ich Supervision bekommen werde und in dessen Studentenwohnheim ich wohnen werde, abgeholt. Die Uni ist eine Partnerstätte meiner holländischen Uni. Da ich einige Zeit später anreise als alle anderen wurden die Arbeitsplätze bereits vergeben und ich hatte keine Entscheidungsfreiheit mehr. Ich hatte aber Glück, denn ich wurde genau da eingeteilt wo ich hin wollte. Halbtags in eine der größten Psychiatrien Südafrikas und zudem in einer Kindertagesstätte im Township. Vor allem die Psychiatrie interessiert mich brennend, denn dies war auch im Studium immer mein Schwerpunkt. Zwei weitere Studenten arbeiteten in den gleichen Einrichtungen wie ich. In der Psychiatrie durften wir uns aussuchen welche Stationen uns besonders interessierten und wo wir gern eingeteilt werden würden. Schnell wurde deutlich das wir eher als „fertige“ Kunsttherapeuten gesehen wurden und wir sehr selbstständig arbeiten würden. In einer deutschen Psychiatrie nicht denkbar, dass Studenten im dritten (vorletzten) Studienjahr einfach „auf die Patienten losgelassen werden.“ Auf der einen Seite fand ich das schade, hätte ich mir doch gerne Methoden von erfahrenen Therapeuten abgeschaut, auf der anderen Seite eine tolle Herausforderung von der ich sicher viel lernen konnte. Die Abteilungen, in denen wir arbeiten würden, waren: Allgemeine Psychiatrie Forensik Drogenentzugsprogramm In der Abteilung „Allgemeine Psychiatrie“ waren Patienten mit Erkrankungen mit psychiatrischen Diagnosen wie z.B. Borderline, Schizophrenie, Psychose, Depression, Essstörungen... In der Abteilung „Forensik“ waren Patienten, die eine Straftat begangen haben und auch eine psychiatrische Diagnose haben. Statt Gefängnis also Psychiatrie. Die Straftaten waren in den allermeisten Fällen Mord und Vergewaltigung, manchmal auch Mehrfachmord. Selten ging es um illegale Geldgeschäfte o.ä. Die „SATU“- Substance Abuse Treatment Unit- war ein vierwöchiges Drogenentzugs-Programm. Viele Menschen die alles in Ihrem Leben aufgrund von Drogenmissbrauch verloren hatten – oder auch nie etwas hatten. Der lange Drogenkonsum stand den meisten ins Gesicht geschrieben, eingefallene Gesichter, zernarbte Körper, junge Menschen sehen aus wie mind. 30 Jahre älter. Viele litten unter Vergewaltigungen in der Vergangenheit oder dem Verlust eines Familienmitglieds durch Mord. So hatte ich das Gefühl, auf der einen Seite mit den Tätern und auf der anderen Seite mit den Opfern zu arbeiten. Aber so einfach zu unterteilen ist das natürlich nicht. Die erste Therapiestunde in der Forensik steht an. Ich frage mich wie ich mich dabei wohl fühlen würde, war ich ja zuvor noch nie (zumindest bewusst) einem Mörder oder Vergewaltiger begegnet. Es war eine Gruppentherapie mit, ich glaube, vier Patienten. Zunächst alle recht zurückhaltend. Sie sprachen gebrochenes Englisch, ich war aber überrascht wie gut. So saß ich dann also vor einer Gruppe Schwerstkrimineller. Es fühlte sich aber nicht so an. Ich sah wie immer den Patienten, den Menschen hinter der Erkrankung, hinter der „Tat“. Und die Arbeit machte Spaß. Ich habe schnell bemerkt, dass viele Methoden die wir in Holland / Deutschland anwendeten hier nicht zu gebrauchen waren. Abstraktes Denken und die kognitive Fähigkeit eine Aufgabe zu verstehen und dann umzusetzen war bei einigen extrem eingeschränkt. Es lag nicht an der Sprache, sondern wahrscheinlich an mangelnder Bildung aber auch viel an der Krankheit, lebten einige Patienten in ihrer ganz eigenen Welt. Zu dem kam oft, dass die Patienten in der Forensik und Allgemeinen Psychiatrie einen Haufen Medikamente bekamen, so dass sie oft wie betäubt waren, manchmal nicht auf Fragen antworten konnten und leer in den Raum starrten. Trotzdem fanden die Patienten in der Kunst ein Mittel zum Ausdruck. Die Fortschritte waren klein, aber vorhanden. Ich freute mich auf die Therapiestunden, es wurde gelacht, getanzt, gegrübelt und geweint. Es kamen immer wieder neue Patienten dazu, andere mussten die Therapie aus irgendwelchen Gründen abbrechen. Nach einigen Wochen, nachdem bekannt wurde, dass eine Ergotherapeutin beinahe von einem Patienten vergewaltigt wurde, kam bei uns die Erkenntnis auf, dass wir vielleicht einen Security während der Therapie im Raum haben sollten. Als wir danach fragten wurden wir verwundert angeschaut: „Wie? Ihr seid ohne Security während der Therapiestunden?“ In Deutschland undenkbar, dass so eine Sicherheitslücke passiert, schätze ich. Ab da war also immer jemand mit im Raum. Angst etwas könnte passieren hatte ich aber, meine ich zumindest rückblickend, nie. Auch wenn durchaus mal Patienten halluzinierten, sich stritten, oder mit stolz verkündeten ihre Mutter getötet zu haben. Trotzdem waren die Patienten irgendwo und auf irgendeine Weise liebenswert. Als ich mich nach einem knappen Jahr Arbeit von Ihnen verabschiedete musste ich weinen. In der SATU hatten wir nur vier Wochen Zeit um den Patienten wieder auf die Beine zu helfen. Eine sehr kurze Zeit und die Therapiestunden waren dementsprechend auch strukturierter als in der Forensik. Themen waren Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft, Selbstwertgefühl, der Umgang mit Emotionen und Abschied nehmen. „Was möchte ich ändern und warum? Wie vermeide ich Trigger? Was tut mir gut und was nicht?“. Ziele wurden ausgearbeitet und formuliert. Die Kunsttherapie integrierte sich recht schnell als neuer, erfolgreicher Teil des Programms. Die Psychiatrische Anstalt war generell ziemlich anders, als ich es aus Deutschland kannte. Während ich in meinem Studium lernte, dass die Würde des Patienten oberste Priorität hat, er sich als Mensch wahrgenommen fühlen muss und man ihm mit Empathie gegenübertreten soll, stand der Stempel „Patient“ den Patienten in der südafrikanischen Psychiatrie fett auf die Stirn geschrieben. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn jeder Patient bekam Patientenkleidung (im Prinzip ein Schlafanzug, den sie den ganzen Tag anhatten) bei dem auf jedem Kleidungsstück „Patient of …...psychiatric hospital“ stand. Auch eine Mütze, mit Aufdruck direkt über der Stirn. Die forensischen Abteilungen der Klinik erinnerten mich (tut mir Leid für den Ausdruck) an einen Zoo. Das erste was man sah, war eine riesige Glaswand, hinter der ein grauer Innenhof war. Kaum grün, keine Stühle, Bänke, Tische..., keine Beschäftigungsmöglichkeiten. Dies war der Hauptaufenthaltsort der Patienten. Therapiestunden gab es wenig und so war es tatsächlich so, dass die meisten Patienten einfach den gesamten Tag auf diesem Hof verbrachten. Würdevoll war das irgendwie nicht. Die „Zimmer“ glichen eher Gefängniszellen aus alten Filmen. Ja, ich weiß, die Patienten waren ja auch kriminell, aber es unterschied sich einfach so viel von dem was ich gelernt habe. Die Reflexionsrunden mit den Patienten liefen auch ganz anders ab. So saßen fast alle Krankenschwestern, Ärzte und Therapeuten in einem großen Halbkreis im Raum. Davor stand ein leerer Stuhl auf den sich dann ein Patient setzte, wie auf dem Präsentierteller und dann wurde über Krankenakte, Entwicklungen, Fehltritte usw. diskutiert. Klar, die meisten Patienten waren sehr eingeschüchtert von der Situation. Alles in allem musste ich viele meiner ethischen Grundlagen ablegen und mich anpassen. In meinen Therapiestunden und im kleinen Rahmen versuchte ich natürlich weitgehend das umzusetzen was ich, zumindest in meinem Beruf als Therapeutin, für richtig halte: jeden Menschen mit Würde und Respekt zu begegnen und ihn als Mensch wahrzunehmen. Rückblickend war die Zeit dort unheimlich lehrreich. Ich habe einige, hier selbstverständliche, Dinge zu schätzen gelernt und fand meine Position zwischen Distanz und Empathie, scheinbaren Tätern und Opfern, geplanten und nicht-planbaren und irgendwie auch zwischen Europa und Südafrika.
von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
* In Kooperation mit Sina Hellinger - Naturheilpraxis Hellinger
von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
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von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
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von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
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von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
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